Pro Natura kürt den Gartenschläfer zum Tier des Jahres 2022 und wirbt mit ihm für wilde Wälder und naturnahe Kulturlandschaften. Erfahren hat er davon aber noch nichts. Denn der Gartenschläfer schläft momentan noch tief und fest.
Steckbrief des Gartenschläfers
Aussehen
Auffällige schwarze Kopfzeichnung wie eine "Zorro-Maske", dunkle Knopfaugen, grosse Ohren, ein rotbraun-grau gefärbtes Fell, weisse Flanken und Unterseite und einen Pinselschwanz. Männchen und Weibchen sehen gleich aus. Bei Gefahr kann der Gartenschläfer seine Schwanzhaut abwerfen. (Bild: pro natura)
Größe
Körperlänge: 12 bis 17 Zentimeter; Schwanzlänge 10 bis 14 Zentimeter
Gewicht
60 bis 90 Gramm, im Winter bis über 130 Gramm
Lebensweise
Der kleine "Zorro" ist fast ausschließlich in der Stille der Nacht aktiv, wenn er auf Nahrungssuche ist. Deshalb sieht man ihn auch nur selten. Den Tag verschläft er treu seinem Namen in einem seiner Verstecke.
Nahrung
Gartenschläfer sind Allesfresser: auf dem Speiseplan stehen v.a. Insekten, Würmer, Schnecken und Eier, aber auch Früchte, Samen, Nüsse und Knospen - und sogar Jungvögel, Eidechsen und Frösche!
Winterschlaf
Vor dem monatelangen Winterschlaf von Oktober bis April frisst sich der kleine Nager zwecks Vorrat und Isolation eine dicke Fettschicht an. Dies ist nötig, verliert er doch in dieser Zeit bis 50% seines Gewichts. Im Winterschlaf kann der Gartenschläfer seine Körpertemperatur bis auf 1 Grad Celsius absinken lassen. Einmal aufgewacht, beginnt bereits die Paarungszeit. Dann sind die Gartenschläfer am auffälligsten. Die Weibchen signalisieren durch lautes Quieken, Pfeifen und Murmeln ihre Paarungsbereitschaft, während Männchen sich streiten und lautstark um die Weibchen werben.
Nachwuchs
Bereits im Mai, nach einer Tragzeit von 21 bis 23 Tagen, bringt das Weibchen vier bis sechs Junge zur Welt. Die Jungen kommen in Baumhöhlen, Nistkästen oder selbst gebauten Nestern in Büschen zur Welt. Mit etwa 40 Tagen sind die Jungen selbstständig. (Bild: pro natura)
Lebensraum
Besonders wohl fühlt sich der Nager in vielfältigen Wäldern mit ausreichend Totholz, in Baumhöhlen (zur Aufzucht der Jungen), unter Wurzeln, in felsigen Abschnitten und Büschen. Aber auch in Hecken, Mauern, Gebäuden, gut zugänglichen Scheunen oder Hochstammobstgärten. Dieser Lebensraum ist jedoch aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft und des Rückgangs von strukturreichen „wilden“ Wäldern stark in Bedrängnis. Bereits in weiten Teilen des Mittellandes findet sich kein Nachweis auf den kleinen Allesfresser mehr, noch selten in der Ost- und Westschweiz. Global befindet sich das Tier auf der Roten Liste. In der Schweiz gilt er vorerst trotz grosser Bestandeslücken als nicht bedroht. (Bild: pro natura)
Derzeit hat der kleine Botschafter seine kugelrunden schwarzen Augen noch für den Winterschlaf geschlossen. Wir hingegen dürfen seinen Schutz nicht verschlafen.